13.07.2021, 16:15 Uhr: Selbitz, Mehrere Keller unter Wasser. Was sich anfänglich noch wie eine normale Einsatzmeldung zu einem Starkregen anhörte, sollte sich kurz darauf als das schlimmste Hochwasser der letzten Jahrzehnte herausstellen.

Bereits am Freitag, den 09.07.2021 wurden wir zu 4 unwetterbedingten Einsätzen gerufen. Hierbei waren Rothenbürg, Mühldorf, sowie die Selbitzer Schulstraße vom Hochwasser betroffen.

Und so blickten wir besorgt in den Himmel als es am 13. Juli gegen 16 Uhr immer stärker zu regnen begann. Bereits eine Viertelstunde später wurden wir dann von der Leitstelle Hochfranken zu mehreren Kellern unter Wasser alarmiert. Und schon auf dem Weg zum Gerätehaus merkten wir, dass dies kein normaler Starkregen sein sollte. Dort angekommen wurden wir über sechs Einsatzstellen im Stadtgebiet informiert. Weitere 10 Minuten später, also um 16:30 waren es schon 20. Und so machten wir uns an die Arbeit. Unsere Fahrzeuge mit Wasserpumpen begaben sich zu den ersten Adressen, während die weiteren Fahrzeuge die Lage erkundeten und Prioritäten setzten. In der zwischenzeit wurden auch alle Ortswehren alarmiert.

Um ca. 16:45 erreichte uns dann ein Notruf aus dem Walter-Hümmer-Heim am Wildenberg. Neben dem Keller laufen hier die ersten Stationen mit Wasser voll. Glücklicherweise wurde niemand verletzt und es blieb es bei einem Wasserschaden. Einem Bericht des deutschen Wetterdienstes ist zu entnehmen, dass innerhalb dieser Zeit 43 Liter auf den Quadratmeter gefallen waren und somit die Kanalisation überfordert war. Gegen 22 Uhr meldet die Wetterstation in Hof für 6 Stunden über 83 l/m².

17:10 Uhr. Knapp eine Stunde nach Beginn der Unwetterlage erreichten uns 2 Meldungen von Firmen aus der Neuhauser Straße. Bei einer hatte die Brandmeldeanlage ausgelöst, bei der anderen war es im Gebäude zu einer Rauchentwicklung gekommen. Da unsere Fahrzeuge alle gebunden waren, wurden die Feuerwehren Lipperts und Helmbrechts an diese Einsatzstelle alarmiert. Beim Eintreffen stellte sich dann der wahre Grund für die Alarme raus: Der Föhrigbach, normalerweise ein kleines Rinnsal, führte aufgrund des Regens plötzlich Unmengen an Wasser, suchte sich seinen Weg durch die Firmen und richtete so einen immensen Schaden an. Zudem war der Wildenberg durch die Regenfälle der vergangen Wochen bereits gesättigt und erhöhte somit die Wassermassen zusätzlich. Nicht nur Brandschutztüren wurden aufgedrückt, auch tonnenschwere Maschinen verschob das Wasser. Nach einer ersten Erkundung war klar, dass hier Öle und möglicherweise Chemikalien ausgetreten waren. Da allerdings im ganzen Landkreis Hof die Feuerwehren im Einsatz waren, wurde der Gefahrgutzug Wunsiedel als auch das THW Naila alarmiert. Später sollte dann unter anderem der THW Ortsverband aus Kehlheim mit der Fachgruppe Ölschaden anrücken und bis in die morgenstunen im Einsatz sein.

Danach ging es Schlag auf Schlag. Das Wasser lief vom Föhrig- in den Rothenbach und überflutete so das Stadtgebiet erneut und stärker als am Anfang. Sowohl der Kindergarten am Mühlberg, die Rangenmühle, als auch die Schulen und das Rathaus meldeten Land unter. Anfangs waren uns hier aber die Hände gebunden, da die Flut so hoch stieg, das kein sicheres Eingreifen möglich war und wir auf den Rückgang des Pegels warten mussten.

Um 17:45 ertönte dann unser Alarm erneut. Auf der Zugstrecke Leipzig – Hof war ein Baum auf einen Zug gefallen und hatte die Passagiere eingeschlossen. Da unser Rüstwagen als einziges Fahrzeug nicht ins Einsatzgeschehen eingebunden war, wurde er vom System der ILS mitalarmiert. Diesen Einsatz übernahm dann die Feuerwerhr Hof, da wir zu diesem Zeitpunkt ca. 100 Einsatzstellen in Selbitz hatten. Zum Glück kam es auch hier zu keinen Personenschäden.

Mittlerweile hatte sich im Gerätehaus Selbitz die Einsatzleitung gebildet. Diese bestand aus unseren Kommandanten, sowie Zug- und Gruppenführeren und der Unterstützungsgruppe des Landkreises Hof. An unserer Schlauchwaschmaschine wurden die Notrufe gesammelt und priorisiert an die Kräfte ausgegeben. Zudem errichteten die BRK Einheiten aus Selbitz, Regnitzlosau, Bad Steben und Leupoldsgrün eine Verpflegungsstation und versorgten auch die Kräfte im Stadtgebiet mit Essen und Trinken.

Nachdem es in Köditz, Joditz und der Stadt Hof zu weiteren Hochwasserlagen kam, wurde am Abend der Katastrophenfall für den Landkreis Hof ausgerufen und bis 8 Uhr am Folgetag aufrecht erhalten. Erfreulicherweise sollte es aber nur noch leicht regnen, so dass keine weitere Gefahr entstand.

So arbeiteten wir nach und nach die Einsätze ab. Gegen Mitternacht konnten dann ein großteil der Wehren die Heimreise antreten. Wir mussten zu dem Zeitpunkt noch einmal zu einem vollgelaufenen Keller fahren, bei dem sich erst jetzt das Wasser zurückgezogen hatte, einen Heizöltank ausschwemmte und somit den gesammten Keller verunreinigte.

Gegen 3 Uhr, und ca. 120 Einsätzen, konnten wir dann für diesen Tag einen Schlussstrich ziehen. Neben über einem dutzend Feuerwehren, mit ca. 160 Einsatzkräften, waren auch mehrere Einheiten des THW und des BRK im Einsatz, so dass man auf ca. 300 Ehrenamtliche Hilfskräfte kommt. Nicht vergessen darf man hier aber auch alle, die sich um ihre Nachbarn und Angehörigen gekümmert haben, bis wir Hilfe leisten konnten.

Im Verlauf der Woche wurden wir zu weiteren Einsätzen gerufen, die im Zusammenhang mit dem Unwetter standen. Somit beläuft sich die Gesamtzahl der nachvollziehbaren Einsätze auf 132.

Vielen Dank an alle Helferinnen und Helfer für die Unterstützung an diesen Tagen.

 

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